Wie lädt man ein Elektrofahrzeug und wo soll der Strom herkommen?Bei der Frage nach der Ladeinfrastruktur brechen aktuell immer heftige Diskussionen los. Oft wird dabei die Energie mit der Leistung verwechselt oder nicht differenziert.
Physikalisch betrachtet, reden wir bei Energie von Arbeit, die in Joule gemessen wird. Geläufiger als Joule (J) ist die Angabe in Wattsekunden (Ws) oder Kilowattstunden (kWh), welche jeder von der monatlichen Stromabrechnung kennen dürfte. Leistung ist wiederum Arbeit pro Zeit, also z.B. Kilowattstunde pro Stunde (kWh/h). Wer nun in Mathe noch fit ist weiß, dass sich die Zeit in diesem Fall herauslöst und die Einheit Kilowatt (kW) übrig bleibt.
Diese beiden Größen sind, wenn man sich über die Ladeinfrastuktur unterhält, sehr wichtig zu differenzieren. Wer an Ladestationen denkt, hat in der Regel das Bild von riesigen Ladesäulen vor Augen, die mit 10, 20 oder zukünftig auch mit 40 oder noch mehr kW laden können. Viele wissen nicht, dass man ein Elektroauto auch mit einem kleinen tragbaren Ladestecker an der ganz normalen (entsprechend abgesicherten) Steckdose laden kann. Diese Ladegeräte haben eine Leistung von ca. 3 kW und können überall hin mitgenommern werden.
An dieser Stelle macht es Sinn, eine kleine Beispielrechnung aufzustellen. Nehmen wir an, Sie fahren mit Ihrem E-UP! zur Arbeit. Laut Hersteller verbraucht der E-UP! im kombinierten Verkehr ca. 13kWh/100km. Fahren Sie also 30km zur Arbeit, verbrauchen Sie 3,9kWh. Stellt Ihnen Ihr Arbeitgeber nun eine normale Steckdose zur Verfügung, können Sie mit ihrem mobilen Ladstecker mit 3kW laden und Ihr Fahrzeug ist innerhalb von 1h 18min wieder vollgeladen. Sie sehen eine teure Schnelladesäule ist nicht notwendig. Ganz nebenbei, der zur Verfügung gestellte Strom muss nicht als geldwerter Vorteil angerechnet werden.
Als Gegenrechnung: Laden Sie Ihr Fahrzeug nach dem Weg zur Arbeit an einer Schnellladesäule mit 22kW ist der Akku bereits nach 10min wieder voll. Geleitet von unserer aktuellen Vorstellung von "Tanken", entspricht das Schnelladen dem, was sich die meißten Menschen heute unter "Laden" vorstellen. Richtig ist, dass das nicht funktionieren wird.
Viel mehr wird es so sein, dass es zur Gewohnheit wird beim Parken nicht nur die Handbremse anzuziehen und das Auto abzuschließen sondern auch es an den Strom zu hängen. Dabei muss das Fahrzeug, entgegen vieler Vorstellungen, ja nicht immer vollgeladen werden. Mal steht das Auto nur 10min (z.B. beim einkaufen), mal steht das Auto 8h (z.B. beim Arbeiten oder über Nacht). Ihr Fahrzeug hat also während der Standzeit genug Energie aufgenommen um damit durch den Tag zu kommen. Denken Sie dabei als Vergleich an Ihr Smartphone oder Tablet. Wenn Sie diese Geräte viel verwenden, haben Sie auch immer Ihr Ladegerät dabei und laden es wann immer Sie die Gelegenheit dazu haben.
Sie sehen also, bei der Frage: Wo soll der Strom her kommen? Spielt die Frage nach der Ladeleistung eine sehr wichtige Rolle. Die Gesamtmenge an Energie (kWh) ist nicht das Problem, wie eine Untersuchung der Stadt Tübingen herausgefunden hat. Natürlich muss es auch Schnellladesäulen geben, aber der größte Teil kann ohne Probleme mit kleinen Ladesteckdosen abgedeckt werden.